Kunsthalle Mannheim / Cem Yücetas
)Nicht ausgestellt
Einstieg
Van Gogh hat dieses Stillleben in einer für ihn wichtigen Übergangsphase gemalt. Zwischen 1886 und 1888 verbrachte er zwei entscheidende Jahre in Paris, die einen Wandel in seiner Arbeitsweise, besonders aber auch in seiner Auffassung der Farbwirkung einleiteten. An dem französischen Romantiker Eugène Delacroix geschult, hellen sich seine Farben in dieser Zeit auf und er beginnt mit intensiven Kontrasten zu experimentieren.
In »Rosen und Sonnenblumen«, einem von über dreißig Stillleben, die in Paris entstanden, wird dieser Komplementärkontrast durch Rot und Grün ins Bild gesetzt. Beide Farben prägen das Gemälde und erzeugen eine spürbare Dynamik. Die für van Gogh so wichtigen gelben Blüten der Sonnenblumen sind mit einem stark pastosen Farbauftrag gestaltet. Die dadurch entstehende reliefartige Struktur verleiht ihnen Plastizität und die Farbe gewinnt an Ausdruckswert. Auf diese Weise überträgt van Gogh die Frische des realen Blumenstraußes in die vibrierende Strahlkraft seines Stilllebens.
Einstieg
Van Gogh painted this still life during one of his crucial transitional phases. Between 1886 and 1888 he spent two decisive years in Paris, which initiated a change in his working method, especially his understanding of color effect. Schooled in the work of the French Romanticist Eugène Delacroix, his colors lighten during this period and he begins to experiment with extreme contrasts.
In »Roses and Sunflowers«, one of more than 30 still lifes he produced in Paris, this complementary contrast is created using red and green. The two colors shape the picture and generate a tangible dynamism. The yellow petals of the sunflowers, so important to Van Gogh, are depicted using a pastose application of color. The resulting relief-like structure gives them plasticity and the color gains in expressive power. Van Gogh thus translates the vitality of the real bunch of flowers into the vibrating radiance of his still life.
Kunsthalle Mannheim
Transkription
Sie sehen einen Messingtopf mit einem üppigen Strauß aus gefüllten Rosen, krautigen weißen und rosa Blüten und im Verblühen begriffenen Sonnenblumen. Vincent van Gogh malt ihn 1886 in Paris: "Ich habe kein Geld, um Modelle zu bezahlen, sonst hätte ich mich ganz der Figurenmalerei ergeben; doch habe ich einige Farbstudien von einfachen Blumen gemalt." Der Ausdruck EINIGE Farbstudien ist untertrieben: Über dreißig Stillleben entstehen. Das Ziel des 33-jährigen Niederländers aus der Provinz Nordbrabant? Neue, ungekannte Farbwirkungen, Kontrastreichtum, Helligkeit! Lebendigkeit !!! "Im letzten Jahr malte ich fast nichts als Blumen, um zu anderen Farbwerten als Grau zu kommen, nämlich zu Rosa, weichem oder hartem Grün, hellem Blau, Purpur, Gelb, Orange, zu schönem Rot." Das schöne Rot! Van Gogh setzt es hier für den Hintergrund ein: Während links noch ein traditionelles Rostbraun den Strauß umrahmt, was die Pflanzen matt und leblos erscheinen lässt, flirrt die rechte Seite des Bildes in Rot- und Rosatönen. In flächigen Strichen zieht van Gogh sie über ein grünliches Grau. Vor diesem Hintergrund beginnt das brüchige Weiß, Beige und Orange der Blüten zu strahlen. Diesen Effekt steigert der Künstler durch die Komplementärfarbe Grün. Auf der Tischplatte oder -decke lässt er warmes Rot und mit verschiedensten Grüntönen aufeinanderprallen. "[Ich] suchte die Gegenüberstellung von Blau mit Orange, Rot, Grün, Gelb und Violett, suchte gebrochene und neutrale Töne, um zu harte Gegensätze auszugleichen. Ich versuche, intensive Farben wiederzugeben und nicht etwa graue Harmonien zu erreichen." Indem er die Ölfarbe für die Blüten so aufträgt, dass die Farben reliefartig auf dem Malgrund stehen, hebt er die Blüten aus der kontrastreichen Umgebung heraus: Van Gogh ist auf dem Weg zu dem Malstil, der seine Werke weltberühmt machen wird.