© VG Bild-Kunst, Bonn 2018 © Fondation Oskar Kokoschka
(

Kunsthalle Mannheim / Cem Yücetas

)

Sonia Dungyersky II

1912

Oskar Kokoschka

(1886-1980)

Material / Technik
Ölfarbe
textiler Bildträger
Kategorie des Exponats
Malerei
Gattung
Porträtmalerei
Beschriftung / Signatur
Signatur: o.l.: OK
Erwerbungsjahr
1951
Maße
94,60 cm x 72,50 cm
Standort

nicht ausgestellt

Einstieg

Im Sommer 1912 hält sich der junge Oskar Kokoschka mit seinen Freunden Peter Altenberg (1859–1919) und dem Architekten Adolf Loos (1870–1933) in Semmering, einem Kurort in Niederösterreich auf. Altenberg, »Caféhausliterat« und bedeutender Schriftsteller der Wiener Moderne, trifft hier auf die 6-jährige Sonia Dungyersky und überredet die Eltern, ihre Tochter porträtieren zu lassen. Kokoschka fertigt eine erste Skizze an, die unvollendet bleibt und heute verschollen ist.

Im zweiten Porträt zeigt er das Mädchen sitzend mit Hund und einem Ball, der auf die Kindheit seines Modells deutet. Kokoschkas Malweise ist expressiv und überaus bewegt. In breiten Pinselstrichen arbeitet er den Körper des Mädchens heraus und löst einzelne Bestandteile des Bildes – wie den Körper des Hundes – vollständig in kräftigen Strichen auf. Dadurch gewinnt sein Porträt einen flächigen Charakter. Gleichzeitig wird die räumliche Situation so vage, dass das offensichtlich sitzende Mädchen wie vor die Leinwand gestellt wirkt. Trotz aller Abstrahierung fängt Kokoschka die kindlichen Züge seines Modells ein, dessen Blick zurückhaltend und gleichzeitig erwartungsvoll ist.

Einstieg

In 1912 the young Oskar Kokoschka spent the summer in Semmering, a spa town in Lower Austria, together with his friends Peter Altenberg (1859–1919) and the architect Adolf Loos (1870–1933). Altenberg, a member of Vienna’s “coffeehouse literati” and an important writer of the Wiener Moderne, met Sonia Dungyersky in the town and convinced the parents to allow the six-year-old to sit for a portrait. Kokoschka produced an initial, unfinished sketch, which has been lost.

In the second portrait, he shows the young girl seated with a ball and dog, alluding to his model’s tender age. Kokoschka’s manner of painting is expressive and extremely vigorous. He depicts the girl’s body with broad brushstrokes and completely dissolves individual components of the picture—such as the dog’s body—in bold strokes. As a result, his portrait assumes a planar character, while the spatial situation is so vague that the young girl, who is clearly sitting, appears to be positioned in front of the canvas. Despite all the abstraction, Kokoschka succeeds in capturing the childlike features of his model, whose gaze is both reserved and full of expectation.

Creditline

Kunsthalle Mannheim

Inhalt und Themen
Porträt
Halbprofil
Mädchen
Spielzeug
Hund
flächig
Expressionismus
Einzelfigur
sitzend
Ball
Tiere
Kleid
Textilien
Freude
bewegt (Gestik / Oberfläche)
polychrom polychromatic
Audio file

Ein junges Mädchen sitzend, umgeben von einem Hund und einem Ball. Oskar Kokoschkas Malweise ist expressiv und überaus bewegt. In breiten Pinselstrichen arbeitet er den Körper des Mädchens heraus und löst einzelne Bestandteile des Bildes - wie den Körper des Hundes - vollständig in kräftigen Strichen auf. Dadurch gewinnt sein Porträt einen flächigen Charakter. Gleichzeitig wird die räumliche Situation so vage, dass das offensichtlich sitzende Mädchen wie vor die Leinwand gestellt wirkt. Kokoschka gelingt es, die kindlichen Züge seines Modells einzufangen, dessen Blick zurückhaltend und gleichzeitig erwartungsvoll ist. Das Bild entsteht 1912. Zu dem Zeitpunkt ist der junge Kokoschka dabei, sich zu einem der bedeutendsten Maler Österreichs zu entwickeln. Kokoschka steht in Kontakt mit der Avantgarde der Zeit. So verbringt er den Sommer 1912 mit seinen Freunden - dem Schriftseller Peter Altenberg und dem Architekten Adolf Loos - im österreichischen Kurort Semmering. Während ihres Aufenthalts treffen sie auf die 6-jährige Sonia Dungyersky mit ihren Eltern. Kokoschka porträtiert das Mädchen in seinem gleichnamigen Werk. Und Altenberg, der bedeutende Schriftsteller der Wiener Moderne, verarbeitet die Situation des Porträtierens auf literarische Weise. In seiner Erzählung, die ein Jahr später erscheint, bekommt das Bild aber einen anderen Charakter. Er beschreibt das Mädchen als eine Tatarenkönigin, auf einem "niedrigen, schmiedeeisernen, schweren Trone (…) umgeben von gebleichten Tatarenschädeln". Kindliches Mädchen und Tartaren-Königin - so unterschiedlich diese Darstellungen auch sind, so steht doch fest, dass die Begegnung mit Sonia Dungyersky für beide Künstler eine inspirierende Wirkung hatte.

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