Passage James Turrell
Einstieg
James Turrell hat durch seine künstlerische Auseinandersetzung mit Licht, Farbe und Raum in der Gegenwartskunst eine herausragende Position. Ausgehend von konzeptuellen Kunstrichtungen und in Fortführung abstrakter Malerei hat für den Lichtkünstler die Ausrichtung seiner Werke auf die spezifischen Gegebenheiten des Ortes, für den er sie erschafft, die oberste Priorität. Je nach Ort und Art der Installation dienen dem Künstler die Atmosphäre des Himmels oder ausdifferenziertes Kunstlicht in aufeinander abgestimmten Farbskalen als Leuchtquelle für seine Arbeit.
Mit aufwendigen architektonischen und technischen Installationen kreiert er immersive Räume aus Licht: Seine Werke vereinnahmen uns körperlich, lassen uns physisch in sie eintauchen. Horizonte und optische Grenzen hebt Turrell in seinem Werk in einer Weise auf, dass eine räumliche Orientierung nahezu außer Kraft gesetzt ist.
Für die Kunsthalle Mannheim hat James Turrell eine bereits vor Ort geschaffene frühere Arbeit, »Floating Windows«, adaptiert und diese zur Verbindung von Neubau und Jugendstilbau als Lichtraum neu eingerichtet. In dieser atmosphärisch aufgeladenen Passage illuminieren auf beiden Seiten wandfüllende Lichtquellen in abwechselnden Farbspektren den Raum.
Einstieg
James Turrell has established an outstanding position within contemporary art with his artistic exploration of light, color, and space. With their roots in conceptual art, and in continuation of abstract painting, the light artist’s works are primarily oriented to the specific conditions of the site for which they were created. Depending on the location and the type of installation, the atmosphere of the sky, or differentiated artificial light in coordinated color scales, serve as the light source for his work.
With elaborate architectonic and technical installations, he creates immersive rooms out of light in which his works draw us in corporeally, allowing us to physically bathe in them. Turrell annuls horizons and optical limits in his work in such a manner that spatial orientation is virtually disabled.
For the Kunsthalle Mannheim, Turrell has adapted an earlier work created on-site, »Floating Window«, reconfiguring it to create a connection between the new building and the Jugendstil building in the form of a light room. In this atmospherically charged passage, wall-filling light sources on both sides illuminate the room in alternating color spectrums.
Ermöglicht durch die Hector Stiftung II Kunst gGmbH
Transkription
Ein Raum, voller Licht. Die Farben wechseln, die Konturen verwischen, nur ein großes Quadrat setzt sich ab. Von zwei Ebenen können Sie das Lichtkunstwerk betrachten. Nehmen Sie sich Zeit, um es auf sich wirken zu lassen. Merken Sie, wie Sie in das Licht eintauchen und fast physisch von ihm vereinnahmt werden? James Turrell setzt sich künstlerisch mit Licht, Farbe und Raum auseinander. Mit aufwendigen architektonischen und technischen Installationen kreiert er Räume aus Licht: Horizonte und optische Grenzen werden aufgehoben, sodass eine Orientierung in Zeit und Raum nahezu unmöglich wird. Mit seinen Installationen hat sich der US-amerikanische Künstler eine herausragende Position in der Gegenwartskunst erarbeitet. Das Licht spielt für ihn eine zentrale Rolle. Damit schreibt er die Kunstgeschichte fort, in der sich viele Maler der Herausforderung stellten, das Licht auf der Leinwand festzuhalten, wie beispielsweise der Barock-Maler Rembrandt, der Impressionist Claude Monet oder Vertreter abstrakter Malerei wie Robert Delaunay. Turrells Idee ist es, das Licht von der Leinwand zu lösen und es, ohne einen inhaltlichen Kontext im Raum zu entfalten. Damit knüpft er an die enge Beziehung zum Licht an, die tief im Menschen eingeschrieben ist. Sicher kennen Sie die kraftvolle Wirkung der ersten Sonnenstrahlen im Frühling oder eines Lagerfeuers, von dem man kaum den Blick abwenden möchte? Diese grundlegende visuelle Erfahrung - die den Betrachter in einen Zustand des "wortlosen Denkens" versetzt, wie es Turrell beschreibt - möchte er wachrufen . Der Künstler passt seine Werke auf die Besonderheiten des Ortes an, für den sie bestimmt sind. Für die Neueröffnung der Kunsthalle adaptierte James Turrell die frühere Arbeit Floating Windows, die er 2007 für die Außenfassade des ehemaligen Erweiterungsbaus gestaltet hat. Nun erleuchtet die neue Arbeit den Athene Trakt - die verbindende Passage zwischen dem Jugendstilgebäude und dem neuerrichteten Erweiterungsbau. Der Lichtraum stellt eine Verknüpfung her zwischen den architektonischen Stilen und lässt gleichzeitig alle Gegensätze in den Hintergrund treten, weil das Licht alle Grenzen aufzulösen vermag.