nicht ausgestellt
Einstieg
Zeigt uns diese lebensgroße Arbeit wirklich einen »Krieger«, wie es im Titel heißt? Nicht, wenn man darunter einen siegreichen Helden versteht. Moores Figur trägt keine Waffen, um anzugreifen, sondern versucht sich mit einem Schild zu schützen. Als wäre der Kampf noch nicht beendet, hebt der Krieger verteidigend den Schild und zeigt uns gleichzeitig einen versehrten Körper.
Sein linker Arm und das linke Bein sind verstümmelt, der Brustkorb eingedrückt. Auch die sitzende Haltung deutet eher auf ein defensives Erdulden als auf einen Angriff hin. Ganz offensichtlich haben wir es hier also nicht mit einem triumphierenden Helden zu tun, sondern mit einer vom Kampf gezeichneten Gestalt. Im Kontext des Zweiten Weltkriegs gewinnt Moores Plastik dabei einen mehrdeutigen Sinn. Sie zeigt die Wunden, die der Krieg hinterlässt und sie zeigt den Widerstand desjenigen, der sich dennoch zur Wehr setzt. Ein blinder Heroismus allerdings ist in diesem Hauptwerk des britischen Bildhauers nicht zu entdecken.
Hintergrund
Wichtige Inspirationsquelle für Henry Moores Skulpturen waren Fundstücke wie Steine oder Knochen, die dem Künstler auch als Anregungen für seine ersten männlichen Darstellungen dienten: „Es begann mit einem Kieselstein, den ich im Sommer 1952 am Meeresstrand fand und der mich an den Stumpf eines an der Hüfte amputierten Beins erinnerte.“
Aus den knochigen und gedrungenen Steinformationen entwickelte Moore 1953/54 die Idee für sein lebensgroßes Hauptwerk »Krieger mit Schild«. Mehrere Gipsmaquetten führten zu dieser ambivalenten Bronzefigur, die nicht mit Waffen, aber mit einem Schild ausgestattet ist. Der monumentale Torso zeigt auf den ersten Blick keinen triumphierenden Helden, sondern eine verstümmelte und vom Kampf gebrochene Gestalt. Während seine linke Körperhälfte deformiert und ungeschützt erscheint, schirmt ihn auf der rechten Seite die auf Abwehr gerichtete Position des Schildes vor Angriffen ab. Der eingefallene Brustkorb findet als konkave Form seine Entsprechung im konvexen Schild und das rechte Bein mit seiner ausgeprägten Kniescheibe wird zum anschaulichen Zeichen für Energie.
Moores Kriegerfiguren bringen in ihrem Wechselspiel von Passivität und Aktivität, Erduldung und Abwehr die „Würde im Angesicht des Schmerzes“ zum Ausdruck, mit dem der britische Bildhauer ein zeitloses Menschenbild um das Thema Krieg und Zerstörung geschaffen hat.
Einstieg
Does this life-size work really depict a “warrior,” as the title states? Not if one takes this to mean a victorious hero. Moore’s figure does not carry a weapon for the purpose of attack, merely a shield with which he attempts to protect himself. As if the battle is still underway, the warrior raises his shield defensively, simultaneously revealing a maimed body.
His left arm and left leg are mutilated, the rib cage crushed. The seated posture is also more suggestive of defensive resignation than aggression. Quite clearly this is not a triumphal hero but a battle-scarred figure. In the context of World War II, Moore’s sculpture acquires a range of meanings, depicting both the wounds left by war and the resistance of those who put up a fight to the very end. However, there is no trace of blind heroism in this major work by the British sculptor.
Hintergrund
An important source of inspiration for Moore’s sculptures were found objects, such as stones or bones, which served as stimuli for the artist’s first male representations: “It began with a pebble, which I found on the beach during the summer of 1952 and which made me think of the stump of a leg that had been amputated at the hip.”
From such bony and compact stone formations, Moore developed the idea for his life-size magnum opus, »Warrior with Shield« from 1953/54. A series of plaster models led to this ambivalent bronze figure, which is equipped not with weapons, but rather with a shield. At first sight, the monumental torso does not show a triumphant hero, but rather a figure mutilated and broken in the struggle. While the left side of his body seems deformed and vulnerable, on his right side he is protected by the shield, which he is holding in a defensive position. The shrunken ribcage forms a concave shape, which is mirrored by the convex shield and the right leg with its prominent kneecap, which represents a graphic sign of energy.
Moores warrior figures express in their alternation between passivity and activity, endurance and defence, a sense of “dignity in the face of pain”, with which the british sculptur has created a timeless image of man in the face of war and destruction.
Kunsthalle Mannheim