Paul Cezanne "Der Raucher mit aufgestütztem Arm" - E-Learning

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Das Gemälde zeigt das Porträt eines Mannes mit Hut. Er hat seinen rechten Arm auf einem Tisch vor ihm aufgestützt und seinen Kopf in die rechte Hand gelehnt. Sein Blick führt aus dem Bild in Richtung der Betrachter*innen.

 

 

1. Challenge: Augen auf!

 

 

2. Timeline: Paul Cézanne

 

 

3. Paul Cézanne ein Wegbereiter der Moderne

Paul Cézanne (1839 - 1906) war ein wichtiger Wegbereiter der Moderne. Er bewegte sich an der Schwelle zu einem vollkommen neuen Verständnis von Malerei, das die Kunst des 20. Jahrhunderts maßgeblich prägte. 

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fand er zu einer Malerei, die mit den traditionellen Regeln der Kunst endgültig brach. Anfangs von den Impressionisten beeinflusst, welche ebenfalls einen Neuanfang in der Malerei wagten, fand Paul Cézanne schließlich zu einem eigenen Stil. Dieser erlaubte es ihm, "parallel zur Natur" zu arbeiten. Er ahmte nicht mehr die sichtbare Welt auf der flächigen Leinwand nach, wie es die akademische Tradition verlangte. Das Gesehene übertrug er in ein Farb- und Formsystem, das eigenen Gesetzmäßigkeiten folgte. Im Gegensatz zu den Impressionisten setzte er sich nicht mit der Flüchtigkeit eines momentanen Eindrucks, sondern mit dem Sehen und der Wahrnehmung selbst auseinander. 

 

 

4. Kurz gesagt

Hier könnt ihr Näheres über das Werk erfahren und euch zusammen mit unserer Kunstvermittlerin Daniela Rosenberger auf eine kleine Erkundungsreise begeben.

 

 

5. Challenge: Quiz

 

 

6. Zeit des Umbruchs

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Das querformatige Bild zeigt links ein rotbraunes Pferd und rechts einen kleinen dunkelbraunen Hund in einem Laubwald.

Gustave Courbet, Die Fuchsjgad, 1863-67, Ölfarbe auf textilem Bildträger, Kunsthalle Mannheim (Foto: Kunsthalle Mannheim)
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Das Gemälde zeigt einen größeren und mehrere kleinere Felsen, Gräser und andere Pflanzen teils von der Sonne beleuchtet.

Gustave Courbet (1819-1877), Felsbrocken, ohne Jahr, Ölfarbe auf Papier, Kunsthalle Mannheim (Foto: Kunsthalle Mannheim)
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Das Bild zeigt rechts das Erschießungskommando und links Kaiser Maximilian in Begleitung zweier Männer.

Édouard Manet, Die Erschießung Kaiser Maximilians, 1868 - 1869, Kunsthalle Mannheim (Foto: Foto: Kunsthalle Mannheim / Cem Yücetas)
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Das Gemälde zeigt einen Strauße Blumen in einer dunkelgrünen Vase.

Vincent van Gogh (*1853 - 1890), Rosen und Sonnenblumen, 1886, Kunsthalle Mannheim (Foto: Kunsthalle Mannheim / Cem Yücetas)

 

 

7. Der Porträtmaler und sein Modell

So ruhig wie ein Apfel, bitte!

Der bedeutende Kunsthändler Ambroise Vollard, der zu Cézannes wichtigsten Förderern zählte, erfuhr am eigenen Leib, mit wie viel Sorgfalt und Geduld der Künstler seine Werke anfertigte. Er behauptete, dass er für sein Porträt über 100 Mal Modell sitzen musste. Dabei sollte er so ruhig dasitzen wie ein Apfel. Äpfel gab es in Cézannes Bildern sehr oft. Das kugelrunde Obst war ideal für seine künstlerische Forschungsarbeit und ein sehr geduldiges und genügsames Modell.

Über das Einzelporträt des Rauchers mit aufgestütztem Arm sind keine näheren Informationen überliefert. Man vermutet, dass es sich um Paulin Paulet handelt, der auf dem Landsitz der Familie Cézanne als Gärtner arbeitete. Er sieht dem Mann sehr ähnlich, der nachweislich für das Porträt der Kartenspielers Modell stand, in dem auch seine Tochter zu sehen ist. Wie lange sein Modell in dieser Position verharren musste, ist nicht bekannt. Da es drei Versionen des Porträts gibt, blieb es bestimmt nicht bei einer Sitzung.

 

 

8. Challenge: Schau mir in die Augen!

Betrachte das Gesicht des Rauchers genau. Wie würdest du seinen Blick beschreiben? Schaut er die Bertrachter*innen direkt an oder an ihnen vorbei? Wirkt er müde, verträumt, erschöpft, angespannt? Ist es ein herausfordernder, ein selbstbewusster, ein ängstlicher oder vielleicht sogar sehnsüchtiger Blick? Notiere dir stichpunktartig, welche Wirkung er auf dich hat und woran das liegen könnte.

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Das Gemälde zeigt das Porträt eines Mannes mit Hut. Er hat seinen rechten Arm auf einem Tisch vor ihm aufgestützt und seinen Kopf in die rechte Hand gelehnt. Sein Blick führt aus dem Bild in Richtung der Betrachter*innen.

Paul Cézanne (*1839 - 1906) Le fumeur accoudé (Der Raucher mit aufgestütztem Arm), 1890, Kunsthalle Mannheim (Foto: Kunsthalle Mannheim)

 

 

9. Die drei Raucher

Anfang der 1890er Jahre schuf Paul Cézanne drei Versionen des sitzenden Mannes mit aufgestütztem Arm und Pfeife im Mund. Sie befinden sich heute in Mannheim, Moskau und Sankt Petersburg.

Der Künstler war über 50 Jahre alt und hatte inzwischen zu einem reifen Stil gefunden. Ob das Mannheimer Porträt den Schlusspunkt der drei Gemälde bildet, ist nicht überliefert.

Paul Cézanne legte bei dem Mannheimer Werk Wert auf eine formale Vereinfachung der Komposition. Während die anderen beiden Gemälde mehr von der Person zeigen und den Umraum näher beschreiben, konzentriert sich das Mannheimer Werk auf den Oberkörper des Mannes. In der Mannheimer Version fehlt alles Erzählerische, etwa die eigenen Bilder im Bild. Sowohl in der in Sankt Petersburg als auch in der in Moskau befindlichen Fassung sind ausschnitthaft verschiedene Gemälde von Paul Cézanne zu sehen. Der Raum kann hier also als sein eigenes Künstleratelier verstanden werden. Im Mannheimer Werk gibt es nur den Ofen. Er gibt lediglich zur verstehen, dass der Mann in einem Raum sitzt und hinter ihm eine Wand liegt. Paul Cézanne könnte das Motiv Schritt für Schritt vereinfacht haben, um zum Wesentlichen vorzudringen. Dann wäre das Mannheimer Werk also das zuletzt entstandene. Die schlichte Komposition rückt das Gesicht des Mannes, seinen Blick und den Oberkörper mit der gedrehten Haltung in den Mittelpunkt. Nichts lenkt mehr von der Person ab. Zugleich wird die formale Problemstellung, die Farben und Formen parallel zur Natur in einen harmonischen Einklang zu bringen, deutlicher.

Vergleiche die drei Versionen. Welche Unterschiede fallen dir im Umgang mit der Figur, dem Raum, der Farbe und den Formen auf?

1. Paul Cézanne, Pfeife rauchender Mann, 1890-92, Öl auf Leinwand, 91 x 72 cm, Staatliches Museum für Bildende Künste A. S. Puschkin, Moskau
2. Paul Cézanne, Raucher, 1890-92, Öl auf Leinwand, 92,5x73,5 cm, Eremitage Sankt Petersburg
3. Paul Cézanne (*1839 - 1906) Le fumeur accoudé (Der Raucher mit aufgestütztem Arm), 1890, Kunsthalle Mannheim (Foto: Kunsthalle Mannheim)

 

 

10. Explore: Bildraum

Perspektive: Das stimmt doch was nicht...

Der Schriftsteller und Kunstkritiker Joachim Gasquet veröffentliche einige Jahre nach Paul Cézannes Tod einen Text, der ein vermeintliches Gespräch mit dem Künstler festhielt. Laut Gasquet soll Cézanne gesagt haben: "Die Kunst ist eine Harmonie parallel zur Natur"

Paul Cézanne befasste sich zeitlebens mit den Möglichkeiten, die Natur auf die Leinwand zu bannen, ohne jedoch die sichtbare Welt auf der Fläche zu imitieren. Es ging ihm also nicht darum, auf der flachen Leinwand Wirklichkeit durch malerische Effekte und optische Illusionen vorzutäuschen. Vielmehr wollte er, die sichtbare Welt in die Malerei übersetzen. Ein Transfer, der die Besonderheiten der Malerei berücksichtigte. Schließlich besteht ein Gemälde aus einzelnen Pinselstrichen und ist eine Leinwand nichts anderes als eine Fläche, auf die Farbe aufgetragen wird. Daraus ergaben sich neue Möglichkeiten. Der Pinselstrich wurde gestalterisches Instrument, verlieh der Komposition eine Struktur. Die Arbeit parallel zur Natur erlaubte auch ein neues Verständnis des Bildraums. Der Blick von der Seite, der Blick von oben, der Blick von unten – Cézanne vereinte mehrere Betrachterstandpunkte gleichzeitig in einem Bild

Beim Raucher ist diese Verschränkung der Perspektiven vielleicht nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Aber auch hier führt der Künstler mehrere Standpunkte zusammen. Der Verlauf der Tischplatte ist sehr steil. Als stünde der Betrachter auf einer erhöhten Ebene. Bei der Figur des Rauchers liegt der Betrachterstandpunkt dagegen weiter unten. Auch bei der weißen runden Fläche auf dem Ofen und der Rundung des Ofenrohrs springt der Blickwinkel und die dazugehörige perspektivische Krümmung.

Schaue dir die Zeichnung genau an und vergleiche den Verlauf der Tischfläche im Gemälde vor dir mit dem Verlauf in der Zeichnung.

 

 

11. Explore: Farbe

Paul Cézanne orientierte sich in den 1870er Jahren zunächst an den Impressionisten. Camille Pissarro führte Paul Cézanne in deren Malweise ein. Um die Atmosphäre des Augenblicks einzufangen, setzten die Maler schnelle, kurze Pinselstriche ein. Dabei arbeiteten die Impressionisten vor dem Motiv im Freien (Pleinair). Die Formen wurden nicht mehr im klassischen Sinne über feine Farbverläufe modelliert, sondern über das Gefüge vieler einzelner Pinselstriche aufgebaut. Die scharfen Abgrenzungen gingen zugunsten einer flirrenden Wirkung verloren. Angeregt durch neue Erkenntnisse im Bereich der Optik, die besagten, dass weißes Licht aus dem Miteinander vieler Farben besteht (Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo, Violett) und die Mischung der Farben erst im Auge stattfindet, setzten die Impressionisten die Farben nebeneinander. Sie verzichteten weitgehend auf Schwarz und dunkle, erdige Töne.

Dieser freie Umgang mit der Farbe war ein völlig neuer künstlerischer Ansatz, der Paul Cézanne zunächst entgegenkam. Seine Palette (Farben) hellte sich auf und sein Farbauftrag wandelte sich, doch führte ihn die intensive Auseinandersetzung mit der Farbe in eine andere Richtung. Jeder Pinselstrich, jeder Farbwert musste mit der Gesamtkomposition in Einklang sein. Eine Harmonie, die parallel zur Natur verlief. Nicht nur der Eindruck - der optische Sinnesreiz eines Objekts - spielte dabei eine Rolle, sondern vor allem auch die Empfindung (Sensation), die eigene innere Erfahrung. 

„Nach der Natur malen bedeutet nicht den Gegenstand kopieren, es bedeutet seine Empfindungen zu realisieren.“ Paul Cézanne

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Das Gemälde zeigt eine Straßenflucht, die von niedrigen Häusern gesäumt wird. Mehrere Menschen sind auf der Straße und vor den Häusern.

Claude Monet (*1840 - 1926), La Rue de la Bavolle à Honfleur, 1864, Kunsthalle Mannheim (Foto: Kunsthalle Mannheim)
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Das Bild zeigt eine Straßenflucht entlang eines Flussufers. Rechts sind helle Häuser zu sehen. Links sind Fluss und eine Brücke.

Camille Pissarro (*1830 - 1903), Quai du Pothuis, Pontoise, 1868, Kunsthalle Mannheim (Foto: Kunsthalle Mannheim)
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Das querformatige Gemälde zeigt einen kleinen Fluss, der unter einen kleinen steinernen Brücke hindruchfließt. Die Brücke wird größtenteils von Bäumen verdeckt.

Camille Pissarro Die kleine Brücke, Pontoise, 1875, Kunsthalle Mannheim (Foto: Kunsthalle Mannheim)
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Das Bild zeigt eine Straßenkurve, die von Häusern gesäumt wird. Auf der Straße sind mehrere Menschen. Die Formen wurden aus vielen kleinen länglichen Farbflecken aufgebaut.

Alfred Sisley (*1839 - 1899), Une rue à Marly (Eine Straße in Marly), 1876, Ölfarbe auf textilem Bildträger, Kunsthalle Mannheim (Foto: Kunsthalle Mannheim / Margita Wickenhäuser)

Die Serie der drei Raucher entstand in einer Zeit, in der Cézanne die Einflüsse der Impressionisten verarbeitet und einen eigenen Weg eingeschlagen hatte. Das Porträt zeigt aufgrund der sichtbaren Pinselführung eine gewisse die Nähe zu den Impressionisten. Aber es vermittelt nicht den Eindruck von Momenthaftigkeit. Die Komposition hat vielmehr etwas Beständiges.

Claude Monet (1840 - 1926) prägte mit seinem Werk "Impression, Sonnenaufgang" den Namen einer ganzen Stilrichtung. Er gilt heute als einer der Väter des Impressionismus.

 

Welche Unterschiede und welche Gemeinsamkeiten fallen dir im Umgang mit den Formen und den Farben auf?

 

 

12. In Serie

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Das querformatige Gemälde zeigt drei Männer an einem Tisch sitzend, die Karten spielen. Hinter dem mittleren Mann steht rechts ein kleines Mädchen. Links lehnt ein weiterer Mann an der Wand.
Paul Cézanne. The Card Players (Les Joueurs de cartes), 1890–1892, The Barnes Foundation, Philadelphia, Pennsylvania (© The Barnes Foundation)

 

Um ein Motiv mit dem Pinsel zu erforschen, schuf Paul Cézanne ganze Motivserien. In rund 80 Werken befasste er sich beispielweise mit dem Mont Sainte-Victoire nahe Aix-en-Provence, um  die Formen und Farben des Kalksteinmassivs in die Malerei zu überführen.

Auch bei den Stillleben und den Porträts trifft man auf solche motivischen Wiederholungen.

Anfang der 1890er Jahren befasste sich der Maler, der sich in seine Heimat zurückgezogen hatte, mit dem Motiv kartenspielender Männer. Es ist derselbe Zeitraum in dem die drei Fassungen des Rauchers entstanden sind. Der Künstler schuf fünf Versionen der Kartenspieler. Eine befindet sich heute im Metropolitan Museum of Art in New York, eine in der Barnes Collection in Philadelphia, eine im Musée d'Orsay, eine im Courtauld Institute of Art und eine in Privatbesitz.

Der Mann, der vom Betrachter aus an der linken Tischseite sitzt, stand Paul Cézanne vermutlich auch für die Porträts des Rauchers Modell. Paulin Paulet arbeitete als Gärtner auf dem Anwesen der Familie Cézanne "Jas de Bouffan". Auf dem großen Format (135 × 181 cm) sind vier Landarbeiter und ein kleines Mädchen zu sehen, die sich um einen Tisch versammelt haben. Das Mädchen war Léontine Paulet, die Tochter des Gärtners. Die helle Tonpfeife, die in der Serie des Rauchers mit aufgestütztem Arm zu sehen ist, erscheint mehrfach im Bild - auf dem Tisch, im Mund des stehenden Mannes und an der Wand. In der Art, wie der Künstler die Figuren und den Raum malerisch behandelte, ähneln sich "Der Raucher mit aufgestütztem Arm" und "Die Kartenspieler" deutlich. Auch die Farbigkeit und der Umgang mit Farbkontrasten fallen ins Auge.

Welche weiteren Gemeinsamkeiten fallen euch auf? 

 

 

13. Tabak in Kunst und Alltag

13.1 Als der Tabak nach Europa kam

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Das Bild zeigt eine weiße Tabakpfeife
Tabakspfeife, anonym, Ton, ca. 1400 - ca. 1950, Rijksmuseum Amsterdam 
 

Ende des 15. Jahrhunderts kam mit Columbus der in ganz Amerika beliebte Tabak erstmals nach Europa. Ärzte bewarben die Pflanze als universelles Heilmittel. Der Konsum von Tabak erfreute sich bald großer Beliebtheit.

Das Rauchen kam in Mode, zunächst in elitären Kreisen später in allen Bevölkerungsschichten. So wurden die Pfeife, aber auch die Zigarre und das Schnupftabakdöschen zu ständigen Begleitern. Einfache, leicht zerbrechliche Tonpfeifen, wie sie bei Cézanne zu sehen sind, waren schon zu Beginn weit verbreitet. Es brauchte einige Zeit, bis sich die Zigarette durchsetzen konnte, die eine schnelle, unkomplizierte Stillung des Verlangens nach Nikotin versprach. Die Karikaturisten und Karikaturistinnen des 19. Jahrhunderts hielten den Freunden des Tabaks gerne einen Spiegel vor. Honoré Daumier amüsierte sich über die unterschiedlichen Schnupfer- und Rauchertypen der Gesellschaft und Wilhelm Busch ließ Max und Moritz die Pfeife des Lehrers Lempel mit Flintenpulver stopfen.

 

 

13.2 Exkurs: Rauchen und die Emanzipation der Frau

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Das Grafik zeigt eine Frau mit kurzen dunklen Haaren. Sie hält eine Zigarette in der Hand.
Detail: Jean Patou, - SORGFALT - Hübsch, diese einfache Toilette ..., Modezeitschrift Très Parisien (1920-1936), Nr. 11: 16., Druck, 1923,  Rijksmuseum Amsterdam 

 

In der westlichen Gesellschaft galten rauchende Frauen lange Zeit als sittenwidrig und verrucht. Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich daraus ein Zeichen des Widerstandes gegen die kulturell geprägten Vorstellungen von Weiblichkeit. Diese Signalwirkung erkannte die Tabakindustrie in den 1920er Jahren und entwickelte Werbekampagnen, die gezielt Rauchen mit den Emanzipationsbestrebungen der Frau verknüpften. Marlene Dietrich, die statt Rock Hosenanzug trug und in der Öffentlichkeit rauchte, löste einen Skandal aus. Wie groß die gesundheitlichen Gefahren des Konsums von Tabak tatsächlich sind, wurde erst im 20. Jahrhundert eingehend erforscht. Als medizinischen Berichte in den 1950er und 1960er Jahren die hohen Risiken aufzeigten, begann allmählich ein Umdenken. Das Bild vom Rauchen als Ausdruck von Rebellion und Aufsässigkeit war jedoch bereits fest im Denken verankert. Trotz des Wissens um die gesundheitsschädlichen Folgen stieg gerade in der Zeit der zweiten Frauenbewegung zwischen 1960 und 1979 die Zahl der Raucher*innen an.

 

 

13.3 Rauchen in der Kunst

Cézannes griff mit seinem Raucherbildnis ein traditionsreiches Motiv auf, das seinen Ursprung in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts hat - der sitzende rauchende Mann. Mit der Darstellung des Rauchens wurde nicht nur ein Einblick in das tägliche Leben gegeben. Oft hatten der Tabak und das Motiv des Rauchens weitere Bedeutungsebenen. Sie standen für die sinnlichen Reize, meist verbunden mit einer moralischen Botschaft. Tabak, Pfeife und Rauch erinnerten an die Schnelllebigkeit des Genusses und die Vergänglichkeit des Lebens an sich. Der Raucher führte oft einen ausschweifenden und damit lasterhaften Lebensstil vor. Doch das Rauchen wurde nicht nur als etwas Negatives dargestellt. Auch der nachdenkliche Gelehrte griff gerne zur Pfeife.

Bei Paul Cézanne und seinen Zeitgenossen verstecken sich keine moralischen Botschaften mehr. Vielmehr ist die Pfeife als ein typisches Beiwerk des "einfachen" Mannes zu betrachten. Vielleicht von der verrichteten Arbeit etwas erschöpft, den Hut leicht nach hinten geschoben, den Kopf auf die Hand gestützt, sitzt er nun mit seiner Ton-Pfeife im Mund am Tisch. Diese schlichte, preiswerte Pfeife war inzwischen seit mehreren hundert Jahren weit verbreitet. Sie ist auch in anderen Gemälden zu sehen, in denen Cézanne die Menschen seiner Heimat malte.

Cézannes griff in "Raucher mit aufgestütztem Arm" ein traditionsreiches Motiv auf, das er aber durch sein völlig gewandeltes Verständnis von Malerei, seinen Umgang mit der Farbe, den Formen und dem Bildraum in die Moderne überführte.

 
Cornelis Pietersz Bega (1620 - 1664), Bauer mit Pfeife, Radierung, ohne Jahr, Kunsthalle Mannheim (Foto: Kunsthalle Mannheim)
Adriaen van Ostade (1610 - 1685), Der Raucher, Ölfarbe auf Eichenholz, um 1660, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe © Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Carl Kuntz (1770 - 1830), Männliches Porträt (Tabakraucher), schwarze Kreide, weiß gehöht, ohne Jahr, Kunsthalle Mannheim (Foto: Kunsthalle Mannheim)
 

 

14. Tableau vivant

Das DIY-Video gibt Anregungen zur Umsetzung eines Tableau vivant (lebendes Bild).

 

Paul Cézanne eröffnete mit seinem neuen Verständnis von Malerei nachfolgenden Generationen neue Wege. Um das Werk nun einmal von einer anderen Seite zu beleuchten, der Komposition, den verschränkten Perspektiven und der Figur des Rauchers auf den Grund zu gehen, laden wir euch ein, selbst Teil des Werks zu werden. Schlüpft in die Rolle des Rauchers/der Raucherin, des Ausstatters/der Ausstatterin, des Fotografen/der Fotografin oder des Maskenbildners/der Maskenbildnerin. Erweckt das Bild zum Leben und holt es ins 21. Jahrhundert. 

Zwei Bilder sollen entstehen: 

1. Eine möglichst getreue Annäherung an das Motiv

2. Ein zeitgenössischer Kommentar

 

Schritt 1: Hintergrund und Papierpfeife vorbereiten

Mehrere Bögen Papier werden mit Pinsel und Farbe bemalt und auf der Rückseite mit Klebeband zusammengesetzt. Der Ofen wird auf die hellblaue Fläche aufgemalt. Aus einem Blatt Papier (DIN A 6) könnt ihr eine Pfeife basteln. Halbiert das Papier an der Längsseite. Die eine Hälfte wird nun über die Längsseite zusammengerollt und geklebt. Das ergibt das Mundstück. Die andere wird an der Breitseite so zusammengeklebt, dass ein größeres Papierrohr entsteht - der Pfeifenkopf. Den Pfeifenkopf könnt ihr noch etwas kürzen und an der unteren Kante ca. 1 cm einschneiden, um ihn an einem Ende des Mundstücks zu befestigen.

 

Schritt 2: Kulisse

Tisch, Hocker und Tischdecke werden vor einer Wand platziert und der "Hintergrund" befestigt. Die Kamera wird an dem Stativ befestigt und vor dem Tisch aufgestellt. Bei der Vorbereitung der Kulisse ist es wichtig, immer wieder einen Blick durch die Kamera zu werfen. So könnt ihr kontrollieren, ob auch alles im Bild zu sehen ist, die Kamera zu nah oder zu weit weg ist, die Höhe des Stativs und die Abstände der einzelnen Dinge zueinander stimmen.

 

Schritt 3: Kostümprobe

"Der Raucher" schmeißt sich in Schale. Mit Jacke, Hemd, Weste und Hut ausgestattet nimmt die Person auf dem Hocker Platz. Ihr könnt zwischendurch Fotos machen und sie mit dem "Original" abgleichen. So wird deutlich, wie die Kleidung drapiert werden muss oder ob der Hut richtig sitzt. 

 

Was ihr dazu braucht:

Kulisse: mehrere große Bogen Papier, Farben, Pinsel, Stift, Klebeband

Kulisse: Tisch, Hocker/Stuhl, Tischdecke (Stoff oder Papier)

Kostüm: Jacke, Weste, Hose, Hut, ggf. Schminke für den Bart, weißes Papier für die Pfeife

Technik: Digitalkamera/Smartphone, Stativ, Licht