Image

Sarah Lucas - 706

Audio file

m
Auf dem von einem Brand mit schwarzem Ruß gefärbten und zerschlissenen Sessel liegt zentral ein aus Zigaretten geformter Motoradhelm mit Kinnteil. Der Ruß lässt nur an kleinen Stellen den Blick auf das florale Muster des Sesselbezugs zu, während die hölzernen Armlehnen und Stuhlbeine teils ganz verbrannt oder ebenfalls schwarz verfärbt sind. Zigarettenschachteln der Marke Malboro Gold verlängern das zur Hälfte verbrannte linke hintere Stuhlbein. Auf dem Boden unter dem Sessel liegen wirr ineinander übergehend die großen Stahlfedern der Sitzfläche. 

f
Sarah Lucas nutzt für ihre Werke, so auch für dieses, gefundene alltägliche Materialien, die sie weiterbearbeitet und neu zusammenstellt. Der Ohrensessel, der für Gemütlichkeit in den eigenen vier Wänden steht, wird hier als Ablagefläche für Schutzkleidung in Form eines Motorradhelms genutzt. Der Wohnzimmersessel ist hier also ausgebrannt, während der Schutzhelm aus gesundheitsschädlichen Zigaretten nachgebaut ist. Ausgerechnet ein Stapel aus Zigarettenschachteln dient dem Sessel als Prothese, um ihn im Gleichgewicht und standhaft zu halten. 

m
Is suicide genetic? Fragt der Titel des 1996 entstandenen Werks. Die 1990er Jahre beschreibt die Künstlerin als eine Zeit, die in ihrem Freundeskreis von Festen und Feierlichkeiten mit Alkohol und Drogen geprägt war. Eines Morgens, so erzählt sie, habe sie auf dem Heimweg genau darüber nachgedacht:

f (Zitat)
„Wenn das alles ist, was es gibt, diese Welt hier. Wenn das alles ist, angesichts der unendlichen Möglichkeiten, warum ist sie dann so schäbig? Und wenn wir so scharf darauf sind, am Leben zu sein, zu überleben, warum dann das selbstzerstörerische Verhalten? Warum das Rauchen, Trinken, die Drogen?“

Hector-Bau > Ebene 0 > Ausstellung Raum 2

Is Suicide Genetic? 1996
Privatsammlung / Private Collection
© Sarah Lucas. Courtesy Sadie Coles HQ, London

Kunsthalle Mannheim Logo