Image
Where Does It All End?

Sarah Lucas - 709

Audio file

m
Der Körper spielt immer wieder eine zentrale Rolle im Werk von Sarah Lucas. Er findet sich in den seltsamen Objekten, surreal und psychologisch aufgeladen, in postfreudianischem Humor, in suggestivem Umgang mit Attributen des Sexuellen. Insgesamt reflektieren Sarah Lucas‘ Werke die Frage, was es bedeutet, einen Körper zu bewohnen: einen Körper, der sozial konstruiert ist durch Kontext, durch Zuschreibung, durch Erfahrung. Der ebenso ein Ort der Verweigerung ist und ein Ort der Produktion von Differenz.

f
1994 entwickelt Sarah Lucas einen Wachsabguss ihres eigenen Körpers, den Sie hier vor sich sehen: Where Does It All End? also: Wo endet das alles? ist eine Abformung der unteren Gesichtspartie der Künstlerin, die einen grinsenden Mund mit geöffneten Lippen und geschlossenen Zähnen festhielt. Bis auf die weißen Zähne ist der komplette Abguss in fleischigem Dunkelrot gehalten. Eine halb verglimmte Marlboro-Zigarette steckt im Mundwinkel.

m
Die Zigarette mit ihren mannigfaltigen Assoziations- und Bedeutungsschichten taucht immer wieder in ihrem Werk auf: hier spricht sie von der rauchenden Frau als Zeichen weiblicher Emanzipation, die einst Marlene Dietrich kultivierte, von maskulinen Cowboyposen, die im Westerngenre über Jahrzehnte von der Position der Zigarette im äußersten Mundwinkel geprägt wurden. Sie spricht von der Nähe zwischen körperlicher Lust und todbringender Konsequenz, von Freud’schem Eros und Thanatos. Und von der Wut, als Künstlerin an den Rand gedrängt zu werden, während ihre männlichen Kollegen hofiert wurden: 

f (Zitat)
»Einer der Gründe, warum ich mich für das Weibliche interessierte, war, dass ich nicht erfolgreich war. Ich lebte mit Gary Hume zusammen. Ich las viele feministische Schriften, und das führte zu Streit, weil ich wütend auf ihn war, dass er so erfolgreich war. Und nicht nur er, sondern viele andere Leute, die meisten meiner guten Freunde − aber er, der mir am nächsten stand, bekam das Schlimmste ab. Jetzt werde ich nicht mehr so aggressiv, wenn ich betrunken bin − aber früher kam ich wütend von Vernissagen und schicken Abendessen nach Hause, und er bekam die ganze Wut zu spüren.«

Hector-Bau > Ebene 0 > Ausstellung Raum 3

Where Does It All End? 1994
Courtesy die Künstlerin und / the artist and Sadie Coles HQ, London
© Sarah Lucas. Courtesy Sadie Coles HQ, London

Kunsthalle Mannheim Logo