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Einstieg
Auf den ersten Blick strahlt Radziwills »Morgen an der Friedhofsmauer« eine merkwürdige Ruhe aus. Der Morgenhimmel ist in sanften Pastelltönen gehalten und auch die hinter der Friedhofsmauer liegenden Häuser vermitteln einen Eindruck von Stille. Der beginnende Tag wirkt friedlich – sogar eine Wolke, die einem Engel ähnelt, ist oberhalb der Dächer zu erkennen.
Radziwill, der sich als Autodidakt in den 1920er Jahren von der altmeisterlichen Technik seines Zeitgenossen Otto Dix (1891–1969) beeinflussen lässt, erschafft mit diesem Bild aber trotz allem kein Idyll. Den beiden Engelsfiguren auf der Friedhofsmauer etwa haftet etwas Unheimliches an. Wie der Friedhof selbst verweisen sie auf Nachwelt und Tod, der auch außerhalb der Friedhofsmauern in den drei abgestorbenen Nadelbäumen zu finden ist. Aus der Kombination von friedlichem Morgen mit Zeichen von Vergänglichkeit und Tod entsteht die Rätselhaftigkeit dieses Gemäldes, das sich der Neuen Sachlichkeit zurechnen lässt.
Einstieg
At first glance Radziwill’s »Morning at the Graveyard Wall« radiates an eerie silence. The morning sky is rendered in subtle pastel tones, and the houses behind the cemetery wall also convey a tranquil impression. The start of the new day appears to be peaceful—there is even a cloud in the form of an angel above the roofs.
Nevertheless, Radziwill, an autodidact influenced by the old master technique of his contemporary Otto Dix (1891–1969) in the 1920s, has not created an idyll. There is something sinister about the two angel figures on the cemetery wall. Like the cemetery itself, they point to death and the after-world, which is also present outside the wall in the form of three dead conifer trees. An example of New Objectivity, it is this combination of a peaceful dawn and the signs of transience and death which constitute this picture’s mystery.
Kunsthalle Mannheim