nicht ausgestellt
Einstieg
»Ohne Titel« gehört zu einer Werkreihe László Moholy-Nagys, die er als »Fotogramme« bezeichnete. Ab 1922 experimentiert der gebürtige Ungar und Bauhaus-Lehrer mit Objekten, die er auf Fotopapieren belichtet, um ein abstraktes Formenspiel zu erzeugen. Auf diese Weise schafft Moholy-Nagy eine Art Lichtkunst ohne Kamera. Mit seinen Experimenten ist er dabei nicht allein. Fast zeitgleich erzeugen der deutsche Maler Christian Schad (1894–1982) und der französische Surrealist Man Ray (1890–1976) ähnliche Lichtbilder, die sie »Schadografien« beziehungsweise »Rayogramme« nennen.
Für Moholy-Nagy, der sich bis zu seinem Lebensende intensiv mit dieser Bildtechnik auseinandersetzt, steht die Lichtgestaltung selbst im Vordergrund. Nur selten sind die belichteten Materialien – Papiere und Kartons, Stoffstreifen, Filmspulen oder Gläser – zu erkennen, meist herrschen abstrakte Formen vor. Ganz auf fließende Schattierungen und feine Graustufen konzentriert, erzeugen seine Fotogramme einen körperlosen Lichtraum. Moholy-Nagy wollte mit diesem Raum keine Assoziationen wecken. Ihm ging es vielmehr um eine Arbeit mit dem »Material« Licht, die ihn auch in seinen Gemälden, Filmen und Bühnenwerken beschäftige.
Einstieg
»Untitled« is one of a series of works which Hungarian-born László Moholy-Nagy termed “photograms.” In 1922 the Bauhaus teacher began experimenting with objects which he placed on photographic paper, exposing them to generate an abstract play of forms. Using this method, Moholy-Nagy created a form of light art, without the aid of a camera, but he was not the only one pursuing such experiments. At around the same time, the German painter Christian Schad (1894–1982) and the French Surrealist Man Ray (1890–1976) were also producing similar light pictures, which they called “Schadographs” or “Rayograms.”
Moholy-Nagy made an intensive exploration of this imaging technique throughout his life, always giving priority to the light design itself. The exposed materials—paper and cardboard, strips of cloth, film reels, or glasses—were rarely recognizable, with abstract forms dominating. Through their concentration on flowing shades and fine gray scales, his photograms generate a bodiless light space. For Moholy-Nagy, this space was devoid of associations. Instead, the manipulation of light as a “material” was paramount, a preoccupation which also finds expression in his paintings, films, and stage works.
Kunsthalle Mannheim
Transkription
Das eine erscheint wie die Abbildung der Bewegung eines durch die Luft gezogenen Fächers, auf dem anderen könnten Spotlights und die Schnüre einer Marionette zu sehen sein. Was erkennen Sie in den Kunstwerken vor Ihnen? Mit abstrakten Formen, fließenden Schattierungen und feinen Graustufen erzeugen László Moholy-Nagys “Fotogramme“ einen körperlosen Lichtraum, der viel Platz zur Interpretation lässt. Ab 1922 experimentierte der ungarische Künstler und Bauhaus-Lehrer in Weimar mit Objekten, die er frei auf sensiblem Fotopapier arrangierte, um das entstandene Ensemble im Anschluss – ohne Kamera – zu belichten. Dabei sind die verwendeten Materialien von Papier und Karton über Stoffstreifen bis hin zu Filmspulen im Endprodukt kaum noch zu erkennen. Ganz bewusst lässt der Künstler die eigentlichen Materialien verschwinden. Moholy-Nagy wollte keinerlei konkrete Assoziationen wecken. Stattdessen rückt die Lichtgestaltung selbst in den Vordergrund. So bestechen die Kompositionen durch ihre Distanz zu jeglicher greifbarer, bekannten Form. Und das in einem Medium wie der Fotografie, in dem der Wiedererkennungswert das zentrale Element ist. Die revolutionäre Technik der sogenannten »Fotogramme« findet ebenfalls im Werk anderer Künstler Verwendung. Fast zeitglich mit Moholy-Nagy erschaffen der deutsche Maler Christian Schad und der französische Surrealist Man Ray auf ähnliche Art und Weise Lichtkunst ohne Kamera, die sie angelehnt an ihre eigenen Namen »Schadografien« beziehungsweise »Rayogramme« nennen.