Gemeinfrei
(

Kunsthalle Mannheim / Cem Yücetas

)

Rund und Spitz

Curved and Pointed
1930

Wassily Kandinsky

(1866-1944)

Material / Technik
Mischtechnik
Karton
Kategorie des Exponats
Malerei
Gattung
Abstrakte Malerei
Beschriftung / Signatur
Signatur: u.li. "K/30"
Erwerbungsjahr
1958
Maße
49,50 cm x 69,50 cm
Standort

Jugendstil-Bau > Ebene 1 > Galerie 17

Einstieg

Flaggen und Gebirge? Oder ein bloßes Spiel beliebiger Form? Während seiner Zeit als Lehrer am Bauhaus (1922–33) beschäftigte sich Wassily Kandinsky verstärkt mit den Grundlagen der Malerei. Er untersuchte dabei nicht nur die Form an sich – geometrische Figuren wie Linie, Kreis, Dreieck und Vieleck – sondern auch die Dynamik, die zwischen scheinbar zufällig angeordneten Elementen entsteht.

Wie es der Titel seines Gemäldes andeutet, spürt er in »Rund und Spitz« dem Verhältnis zwischen runden und spitzen Formen nach. Sein Bild bleibt abstrakt, auch wenn einige Teile der Darstellung an Flaggen oder die Umrisse eines Gebirges erinnern. Doch trotz aller Abstraktion besitzt Kandinskys Bild Dynamik und Spannung, Bewegung und Intensität.

Der in Moskau geborene Maler war davon überzeugt, dass selbst diese Grundformen »ihr Leben haben«, ihre eigene künstlerische Qualität. Seine Form- und Farbexperimente weisen den Mitbegründer der Münchner Künstlervereinigung des »Blauen Reiters« als einen Vorreiter der abstrakten Kunst aus. Diese konnte sich in Deutschland jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg durchsetzen, da sie von den Nationalsozialisten verfemt war.

Einstieg

Flags and mountains? Or just an arrangement of arbitrary forms? During his time as a teacher at the Bauhaus (1922–33), Wassily Kandinsky engaged in an intensive exploration of the foundations of painting. He not only examined form in itself—geometric figures such as lines, circles, triangles, and rectangles—but also the dynamic generated by the apparently chance arrangement of elements.

As the title of his painting implies, his aim here is to explore the relationship between round and pointed forms. The picture remains abstract, although a number of its elements are reminiscent of flags or the outlines of mountains. Yet despite all the abstraction, Kandinsky’s picture possesses dynamism and tension, movement and intensity.

The Moscow-born painter was convinced that even these basic forms “have their own life,” their own artistic quality. The experiments in form and color by the cofounder of the Munich-based artists’ group Blue Rider point to his role as a pioneer of abstract art, which—due to the ban imposed by the Nazis—could only establish itself in Germany after World War II.

Creditline

Kunsthalle Mannheim

Inhalt und Themen
Abstraktion
Farbkontrast
Kreis
polychrom polychromatic
Linien
Blau
rund
spitz
unregelmäßige Formen
Dreieck
Rechteck
AUDIOGUIDE ZU RUND UND SPITZ
Audio file

Ein bunter Spazierstock mit einem rot-gelben Fensterrahmen? Ein beflaggtes Gebirge? Daneben, durch drei schwarze geschwungene Linien mit den weißen Zacken verbunden, steht ein Pilz mit einem gelben Fenster auf einer grünlich weißen Rundung. Eine rote Leiter führt darüber oder ist es ein Zaun? Der Wind in dieser etwa 50 x 70 cm großen Landschaft pfiffe aus allen Richtungen - nähme man das auf Karton gemalte Ölbild realistisch. Doch das ist es nicht, wie der Titel "Rund und spitz" signalisiert. Dem 1866 in Moskau geborenen Künstler Wassily Kandinsky geht es um ein Spiel mit Formen, ein Gegen- und Miteinander von Kontrasten, um den Vergleich abgegrenzter Farbflächen mit verfließenden . Ihn interessiert die Dynamik, die sich überschneidende Strukturen entwickeln. Der Maler, Grafiker und Kunsttheoretiker, der 1909 die Neue Künstlervereinigung München mitbegründet und sich 1911 mit dem "Blauen Reiter" von ihr abgespalten hatte, hat 1930, als "Rund und spitz" entsteht, jeden Impressionismus und Expressionimus längst hinter sich gelassen. Er gilt als Pionier der Abstraktion. "Die abstrakte Kunst", fasst er 1938 zusammen, "verzichtet auf Gegenstände und ihre Verarbeitung. Sie schafft sich die Ausdrucksformen selbst." Ein gewaltiger Bruch mit der abendländischen Maltradition! Kandinsky strebt nicht mehr nach Wiedergabe real existierender Figuren oder Landschaften, sondern nach von der Realität losgelösten Bildwirklichkeiten. Als ausgesprochener Synästhetiker hört, sieht und riecht er Farben. Er entwickelt eine Art Grammatik, in der er "Farbklänge" Instrumenten zuordnet. Berührungsängste mit den Klassikern der Kunstgeschichte kennt er dabei keine: "Eine Vertikale, die sich einer Horizontalen verbindet, erzeugt einen fast dramatischen Klang. Die Berührung des spitzen Winkels eines Dreiecks mit einem Kreis hat in der Tat nicht weniger Wirkung als die des Fingers Gottes mit dem Finger Adams bei Michelangelo."

AUDIOGUIDE FÜR KINDER
Audio file

Werke von Wassily Kandinsky

Kunsthalle Mannheim Logo