Forschung an der Kunsthalle Mannheim von 2011 bis 2018
Die Provenienzforschung widmet sich der Herkunft von Kunstwerken und deren Besitzverhältnissen (Provenienzen). Gerade während der NS-Zeit sind diese nicht immer zweifelsfrei zu klären. Von November 2011 bis Juli 2018 erforschte die Kunsthalle deshalb systematisch die Herkunft aller vor 1945 entstandener Gemälde, Skulpturen und Graphiken in ihrem Bestand, um mögliche NS-Raubkunst zu identifizieren. Im ersten Schritt wurde die Herkunft von 667 Gemälden und Skulpturen untersucht. Davon kam bei 17 Kunstwerken der Verdacht auf, dass es sich um Raubkunst handeln könnte. Anschließend wurde auch die Graphische Sammlung untersucht. Hier wurden 25 Blätter als verdächtig eingestuft und die Radierung „Der Trinker“ von Wilhelm Leibl eindeutig als NS-Raubkunst identifiziert.
Alle möglicherweise belasteten Werke sowie die Leibl-Grafik wurden an die Datenbank von Lost Art gemeldet. Dort sind alle bekannten Fakten zu diesen Werken einsehbar.
Mit (WIEDER-)ENTDECKEN – DIE KUNSTHALLE 1933 BIS 1945 UND DIE FOLGEN arbeitete die Kunsthalle die eigene Geschichte während des Nationalsozialismus auf. Die Dauerausstellung veranschaulichte die Auswirkungen, die die Zeit des Nationalsozialismus bis heute auf die Kunsthalle, ihre Sammlung sowie auf die mit dem Museum verbundenen Menschen hatte. Ein Fokus lag auf über 500 Werken, die das Museum 1937 im Zuge der Beschlagnahmungen „entarteter Kunst“ dauerhaft verloren hat. Die Ausstellung lenkte den Blick zudem auf die Propaganda-Ausstellung „Kulturbolschewistische Bilder“, die 1933 in Mannheim gezeigt wurde und am Anfang der nationalsozialistischen Hetzkampagne gegen die moderne Avantgarde stand.
Der Katalog zur Ausstellung ist im Museumsshop der Kunsthalle Mannheim erhältlich. Außerdem kann die Ausstellung in einem digitalen Rundgang entdeckt werden.