Gemeinfrei
(

Kunsthalle Mannheim / Cem Yücetas

)

Lied in der Ferne

The Song from Far Away
1904 - 1905

Ferdinand Hodler

(1853-1918)

Material / Technik
Ölfarbe
textiler Bildträger
Kategorie des Exponats
Malerei
Gattung
Porträtmalerei
Landschaftsmalerei
Erwerbungsjahr
1911
Maße
91,00 cm x 72,00 cm
Standort

Hector-Bau > Ebene 2 > Schaudepot

Einstieg

Hodler kombiniert in diesem Gemälde zwei Themen, die sich beispielhaft durch sein Gesamtwerk ziehen: die Darstellung der Landschaft und der menschlichen Figur. Symbolisch aufgeladen wird seine Arbeit dabei durch den Titel. Das »Lied aus der Ferne« kann sich sowohl auf die Landschaft beziehen, in der das Lied erklingt, als auch auf die junge Frau im grünen Kleid. Sie verwandelt sich damit in die Verkörperung des Liedes selbst. In ihrer gefühlsbetonten Pose – das rechte Bein nach vorn gestellt, mit den Händen auf ihr Herz deutend und den Kopf leicht in den Nacken gelegt – sieht sie uns direkt an.

Ihr Blick scheint herausfordernd und distanziert zugleich, das Grün ihres Kleides wiederum knüpft die Verbindung zur Landschaft. Während Hodler in seinen berühmten menschenleeren Darstellungen der Schweizer Bergwelt die Natur selbst zum Stimmungsträger macht, besitzt in diesem symbolistischen Gemälde die Figur eine ähnliche Funktion. Ihre Gefühlswelt – das Schwanken zwischen Sehnsucht, Hoffnung und Verlangen – setzt Hodler expressiv ins Bild.

Einstieg

In this painting, Hodler combines two themes characteristic of his entire oeuvre: the landscape and the human form. Its very title imbues the work with a symbolic quality: »The Song from Afar« can refer to both the landscape, in which the song resounds, and the young woman in the green dress, transforming her into the embodiment of the song itself. In an emotionally charged pose—her right leg stretched forward, her hands pointing to her heart and her head slightly tilted—she looks at us directly.

Her gaze appears both challenging and distant, whereas her green dress establishes a connection to the landscape. While it is nature itself that conveys the mood in Hodler’s famous images of deserted Swiss mountain landscapes, in this Symbolist picture it is the figure that performs a similar function. Here, Hodler offers us an expressive rendering of her emotional world—one that fluctuates between longing, hope, and desire.

Creditline

Kunsthalle Mannheim

Inhalt und Themen
Grün
Gebirge
Wiese
Frau
Jugend
Schönheit
Musik
Himmel
stehend
Sinnlichkeit
Blumen
Einzelfigur
Landschaft
Porträt
Halbprofil
Kleid
polychrom polychromatic
Vertikalität
Audioguide Lied in der Ferne
Audio file

“Neueren Datums die Frauengestalt im grünen Kleid auf dem Wiesenplan mit den blauen und violetten Blümchen; aus dem weissen Gewölk dringt ein Stück blauer Himmel – das Ganze eine Pastoralsinfonie von hinreissender Schönheit.” So stuft ein Zeitgenosse Ferdinand Hodlers das hochformatige Ölgemälde vor Ihnen ein. Ein anderer bricht unverhohlen in Jubel aus: „Heroische Hingabe atmet jede Gebärde, predigt jede Falte des wallenden Gewandes. Die machtvoll schreitende Gestalt in königlich grün leuchtender Hülle erschüttert jedes Herz.“ Ist es die - scheinbare - Einfachheit dieses Gemäldes, das seine Betrachter zu Anfang des 20. Jahrhunderts so berührt? Der 1853 in Bern geborene Künstler erreicht sie, indem er die Figur von einem sehr niedrigen Blickpunkt aus erfasst: Dadurch wirkt die Gestalt übergroß. Der zunächst blau angelegte, dann weiß übermalte Himmel umgibt sie fast zur Gänze, lässt sie überirdisch erscheinen. Hodler führt die Frauengestalt, vermutlich seine zweite Frau Berthe, bewusst realistisch aus, doch Wiese, Himmel und Blumen sind nur wenig konturierte Flächen ohne Tiefenwirkung. So tritt die Figur aus ihrer Umgebung heraus, dem Betrachter entgegen. Ein wohlkalkulierter Effekt. Die auf den Brüsten ruhenden Hände können schnell als Geste der Selbstsicherheit und Unbeugsamkeit wirken. Doch Hodler gebraucht diese Gebärde auf anderen Gemälden in ähnlicher Form als Ausdruck innerer Bewegung. Was diese Frau mit der abschätzenden Kopfhaltung bewegt? Der Titel des um 1906 entstandenen Bildes gibt es nicht preis. Doch wie passt der Titel zu diesem Gemälde? Lauscht diese Frau einem Lied aus der Ferne? Singt sie es selbst? Stellt sie gar das Lied dar? Eindeutig lässt sich diese Frage nicht beantworten.

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