© Henry Moore Foundation
(

Kunsthalle Mannheim / Cem Yücetas

)

Reclining Figure - Internal / External Form

Liegende Figur - Innere / Äußere Form
1951

Henry Moore

(1898-1986)

Material / Technik
Bronze
Holzplinthe
Kategorie des Exponats
Skulptur
Gattung
Kleinplastik
Abstrakte Skulptur
Rundplastik
Erwerbungsjahr
1954
Standort

Hector-Bau > Ebene 2 > Kubus 5

Einstieg

Einige Arbeiten Henry Moores erinnern an angespülte Kiesel am Strand, in die das Meer sanfte Hohlräume gewaschen hat. Der britische Künstler hätte gegen diesen Vergleich wohl wenig einzuwenden gehabt. Als einer der einflussreichsten Bildhauer des 20. Jahrhunderts setzte er sich intensiv mit Naturformen auseinander.

Die »Liegende Figur – innere/äußere Form« gehört zu einer seiner wichtigsten Serien. Seit den frühen 1920er-Jahren beschäftigte sich Moore in den »Reclining Figures« mit dem liegenden weiblichen Akt. Über verschiedene Abstraktionsstufen gelangt er zu organischen Formen, die ein Innen und Außen immer stärker betonen.

Das menschliche Vorbild ist in der »Liegenden Figur« fast bis zur Unkenntlichkeit abstrahiert. Allerdings lässt sich ein aufgerichteter Rumpf samt schlankem Hals und kleinem Kopf erahnen. Dabei umschließt eine größere Form mit zahlreichen Hohlräumen eine schlankere, die in die erste geschoben ist. Die Hohlräume geben den Blick auf das Innere der Arbeit frei, betonen ihre Dreidimensionalität. Für Moore sind diese Durchbrüche wesentliche Gestaltungselemente. Mit ihnen untersucht er Grundfragen der Bildhauerei: das Zusammenspiel von Raum und Figur, äußerer und innerer Form, Leere und Fülle, Statik und Leichtigkeit.

Hintergrund

Der englische Bildhauer Henry Moore ist einer der bedeutendsten Vertreter einer figürlich-abstrakten Auffassung moderner Skulptur im 20. Jahrhundert. Über sechs Jahrzehnte beschäftigte er sich in seinem Werk mit der menschlichen Figur, die er in unterschiedlichsten Materialien und wachsender Abstraktion der Formen erprobte. Angelehnt an die außereuropäische Stammeskunst Mexikos und Ägyptens, die er im British Museum in London kennenlernte, entstanden die ersten Arbeiten aus Stein und Holz. In Auseinandersetzung mit der traditionellen Darstellung des weiblichen Aktes gestaltete Moore um 1925 auch die ersten liegenden Figuren, die sogenannten »Reclining Figures«.

In den 1930er Jahren schloss er sich der Künstlergruppe Seven and Five Society um Barbara Hepworth (1903–1975) an und gelangte durch den Surrealismus vom ganzheitlich gestalteten weiblichen Körper zur Auflösung der blockhaft geschlossenen Volumen. Durch Aushöhlungen und Teilungen entstanden biomorph-organisch gestaltete Abstraktionen, die auch für sein späteres Schaffen grundlegend blieben. Während des Zweiten Weltkrieges konzentrierte sich der Bildhauer auf das Zeichnen und dokumentierte als „Official War Artist“ die Kriegsfolgen, so auch in den als »Shelter Drawings« bezeichneten Skizzen, in denen er die in den Londoner Untergrundbahnhöfen Zuflucht suchenden Menschen festhielt.

In der Nachkriegszeit begann Moore verstärkt in Gips und Bronze sowie in monumentalem Format zu arbeiten. Neben zahlreichen Arbeiten im öffentlichen Raum schuf er nun auch mehrfigurige Werkgruppen wie diejenigen zum Mutter-Kind-Thema. Darüber hinaus entwickelte er das Motiv der liegenden Figur weiter, die er in mehreren Varianten in die Landschaft integrierte oder für große öffentliche Plätze konzipierte. Im Zusammenhang mit den Liegenden setzte sich Moore auch mit dem bildhauerischen Problem der inneren und äußeren Form, das heißt der Spannung zwischen Wölbung und Höhlung, auseinander. In Anlehnung an Naturformen abstrahierte er die weibliche Figur zu Verkörperungen vitaler Landschafts- und Steinformationen oder zu mehrteiligen Kleinplastiken, wie die 1954 im Rahmen seiner Einzelausstellung in der Kunsthalle Mannheim erworbene »Liegende Figur – Innere / äußere Form«.

Hintergrund

The English sculptor Henry Moore was one of the most important representatives of a figural-abstract approach to modern sculpture during the twentieth century. For over sixty years, he focused his work on the human body, which he examined in a wide range of materials and with increasingly abstract forms. His first works were made of stone and wood and were derived from the tribal art of Mexico and Egypt, which he discovered in the British Museum. As a result of his analysis of traditional representations of the female nude, Moore began around 1925 to create his first so-called »Reclining Figures«.

During the 1930s, he joined the group of artists around Barbara Hepworth (1903–1975) known as the Seven and Five Society and progressed via Surrealism from the depiction of the female body as a composite whole to the dissolution of closed, block-like volumes. With the help of hollows and fissions, he created biomorphic, organic abstractions, which remained fundamental even in his later work. During World War II, Moore concentrated on drawing and, as an “official war artist”, documented the consequences of war, including the sketches known collectively as the »Shelter Drawings«, in which he recorded the people who sought refuge in the London Underground.

After the war, Moore began to work increasingly in plaster and bronze, as well as in monumental formats. In addition to his numerous works for public spaces, he now also created groups of works featuring multiple figures, such as those on the subject of mother and child. He also continued to develop the motif of the reclining figure, integrating it in several variants into the countryside or creating versions for large public spaces. In connection with the reclining figures, Moore also examined the sculptural problem of the inner and outer form, the tension between convex and concave shapes. Taking natural forms as the starting point, he abstracted the female figure to create an embodiment of vital landscape and stone formations or produced small sculptures in several parts, such as »Reclining Figure – Internal / External Form«, acquired in 1954 on the occasion of his solo exhibition in the Kunsthalle Mannheim.

Creditline

Kunsthalle Mannheim

Inhalt und Themen
Abstraktion
organische Formen
Innenraum
Durchbruch
Kombination
liegend
rund
glatt (Oberfläche)
glänzend (Oberfläche)
offene Form

Werke von Henry Moore :

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